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Vor Kurzem war ich im CI-Zentrum in Freiburg. Ziel war, rauszufinden, ob sich mein Gehör für eine Implantation auf beiden Seiten eignet. Dafür wurde eine Reihe an unterschiedlichen Untersuchungen an mir durchgeführt und eine davon war eine MRT vom Kopf.
MRT steht für Magnetresonanztomografie und das Gerät dazu ist auch als "Die Röhre" bekannt. Ich war zwar mit 4 Jahren (glaube ich) schon mal da drin, aber das war unter Narkose, daher weiß ich davon nichts.
Da ich immer irgendwie Schiss hatte vor dem Teil (ein Riesending, was passiert da drin, komme ich im Notfall selber raus, etc pp) will ich hier mal meine Erfahrungen niederschreiben, sodass andere Schisshaber wissen, was auf sie zukommt. Spoileralarm: Es war - bis auf den Zugang für Kontrastmittel - vollkommen schmerzfrei ;)
Da ein MRT mit brutal starken Magnetfeldern arbeitet, üblich sind z. B. 1,5 und 3 Tesla, muss man vorher alle metallenen Gegenstände ablegen, d. h. Schmuck, Uhren, Gürtel, Brillen, Hörgeräte usw. Diese würden sonst einerseits die erstellten Bilder verfälschen (Schattenbildung), weil sie das Magnetfeld verändern, außerdem könnten sie sich erwärmen nach dem gleichen Prinzip wie ein Induktionsherd und sie könnten durchs Magnetfeld bewegt werden (zappeln usw.), was Schmerzen zur Folge haben kann.
Trägt man metallene Implantate wie ein Herzschrittmacher, Insulinpumpe oder CI, sollte man den Arzt drauf aufmerksam machen. Ein Implantat schließt eine MRT nicht aus, aber ggf. müssen besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Man erklärte mir später, dass bei einem CI ohne einen fixierenden Druckverband der impantierte Teil aus dem Kopf fliegen kann (also eine ungewollte Explantation). Macht ja auch Sinn, weil sich bei einem CI ein kleiner Magnet unter der Haut befindet.
Naja, genug Panikmache, wie lief das nun ab bei mir?
Vor der MRT gibt es ein Aufklärungsgespräch samt Fragebogen, in meinem Fall ein paar Folien auf einem iPad mit Feldern die ich ausfüllen musste. Wie groß sind Sie, wie alt sind Sie, wieviel wiegen Sie, sind Sie männlich oder weiblich. Tragen Sie Implantate, wenn ja welche. Haben Sie Tätowierungen. Haben Sie Klaustrophobie. Bei jeder Frage konnte man ein Feld "ich bin mir nicht sicher" ankreuzen.
Es wird ein Kontrastmittel verwendet mit Gadolinium (glaube ich war das). Das hat bei Null Komma soundsoviel % der Patienten geringfügige Auswirkungen, von minimaler Ablagerung im Gewebe war da die Rede. Mehr davon weiß ich gar nicht mehr.
Nach dem Aufklärungsgespräch, äh, der Aufklärungspräsentation wurde mir ein Zugang in die linke Armbeuge gelegt, wo sie während der MRT das Kontrastmittel reindrücken können.
Nach kurzer Wartezeit ging es auch schon los.
Eine nette Arzthelferin führte mich zur Röhre, bat mich, mich auf die Liege zu legen und sagte, "Sie müssen nix machen, einfach ruhig bleiben". Ob Augen zu oder nicht sei egal. Ich bekam Kopfhörer auf, da ein MRT sehr laut ist und hörende Patienten bekommen darüber anscheinend manchmal Anweisungen a la "einatmen", "ausatmen", etwa wenn die Lunge untersucht werden muss. Dann stellt sie ein Konstrukt über meinen Kopf, wo ein Spiegel drin ist, mit dem ich aus der Röhre raus gucken kann, obwohl ich nach oben Richtung Decke schaue. Dann bakam ich den Anschluss an den Zugang (das Kontrastzeug wird wohl erst während der MRT zugeführt) und in der anderen Hand einen an einen Schlauch angeschlossenen Blasebalg. Das ist mein Alarmknopf, sollte also etwas sein, kann ich den drücken und das würde dann die Aufsicht informieren.
Die Arzthelferin schob mich auf der Liege dann in die Röhre, verließ den Raum (wir konnten uns durch ein Zwischenfenster sehen) und startete die MRT.
Ich hab mir erst mal nix bei gedacht und einfach ruhig geatmet und was auch immer kommt auf mich zukommen lassen. Ist ja nicht so, dass die versuchen, mich umzubringen, zumal das anders eh viel einfacher gehen würde.
Ich habe den MRT nicht gehört, aber gut gespürt. Schätzungsweise werden gepulst Magnetfelder von Sendespulen ausgestrahlt und in verschiedene Richtungen durch den Körper gejagt und das Ergebnis von Empfangsspulen aufgefasst und ausgewertet. Je nachdem, wo das Magnetfeld auf dem Weg durch den Körper entlang läuft und ob dabei auf Kontrastmittel trifft, bildet sich ein anderes Ergebnis, dass dann eine Elektronik in ein Bild umwandelt.
In der Praxis äußert sich das für den Patienten etwa so:
BUM-BUM-BUM-BUM-BUM-BUM-BUM-BUM-BUM-BUM
WRRRRRRRRRRRR
Bum-bum-bum-bum-BUMM-BUMM-BUMM-BUMM-BUMM
WRRRRR
POCHPOCHPOCHPOCHPOCH
wrrrrrrr.....
etc pp
(ich habe mir nicht alles gemerkt)
Insgesamt war ich bei dieser Kopf-MRT ca. 25 Minuten in der Röhre. Wenn man eine MRT vom Rücken oder so braucht das natürlich länger. Und ja, es ist langweilig. Aber man kann den Geräuschen des MRT lauschen (bzw. fühlen). Überlegen, welches Geräusch als nächstes kommt. Wie die MRT überhaupt funktioniert.
Ich konnte ja durch den Spiegel die überwachende Arzthelferin in diesem Kontrollraum sitzen sehen. Da der Spiegel nach hinten geneigt ist (ich lag mit den Füßen zur Tür, durch die ich in den Raum reinkam), dachte ich, dieser Kontrollraum wäre hinter mir. Erst viel zu spät ist mir aufgefallen, dass ich in dem Spiegel meine Beine sehe.
Äh Moment mal.
Der Spiegel nach ist nach hinten geneigt, aber ich sehe meine Beine????
Ich brauchte eine Weile, aber dann hab ich realisiert, dass in dem Gestell, wo der Spiegel montiert ist, sich ein weiterer befindet. Vermutlich, damit der erste nicht so nah am Gesicht positioniert sein muss. Etwa so:
(Zeichnung folgt, Ungeduld bitte per Mail kundtun)
Irgendwann war die MRT dann fertig. Die Arzthelferin kam aus dem Kontrollraum, zog mich aus der Röhre, legte mir die Kopfhörer und den Zugang ab, gab mir mein Hörgerät und fragte mich, ob alles gut sei bei mir und ob ich das Kontrastmittel gut vertragen hätte. Anschließend schickte sie mich raus und damit war die MRT-Untersuchung für mich abgeschlossen.
Also doch völlig harmlos. Vielleicht werde ich die Bilder, die von meiner Grütze aufgenommen wurden, hier posten, sobald ich sie bekomme.
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